SIMONE SCHARDT
WORKS
TEXTS
LINKS
CV
CONTACT
SURPRISE*SURPRISE
KINOAPPARATOM
READING DIFFERENT TIMELINES (2013)
Relektüre von Avery F. Gordons Notes for the Breitenau Room of The Workhouse – a Project by Ines Schaber and Avery Gordon, Reader‘s Circle, Fridericianum, dOCUMENTA (13), Kassel
Foto: Daniel Drognitz

Reading different timelines setzt die verschiedenen realen und imaginären Räume von The Workhouse, einem gemeinsamen Projekt von Avery F. Gordon und Ines Schaber zur Geschichte des ‘Arbeitshauses’ sprechend in Beziehung zueinander. Ausgangspunkt für Ines Schabers und Avery Gordons Beitrag zur dOCUMENTA (13) bildeten die Leerstellen in der Geschichtsschreibung zur ‘Korrektions- und Landarmen-Anstalt’ Breitenau, 17 km südlich von Kassel gelegen. Die Ende des 19. Jhd. in einem ehemaligen Benediktiner-Kloster eingerichtete Landesarbeitsanstalt diente während des Nationalsozialismus als eines der frühen Konzentrations- und Arbeitserziehungslager. Dieser Teil der Geschichte wurde erst 1979 durch die Forschungsarbeiten einer Projektgruppe um Dietfried Krause-Vilmar, zu der auch Gunnar Richter, späterer Begründer dfr Gedenkstätte Breitenau gehört, aufgedeckt. Breitenau erlebte nach Kriegsende einen nahezu nahtlosen Übergang zu seiner ‘Nutzung’ als Mädchenheim während der 1950er und 1960er Jahre. 1973 wurde das Heim aufgelöst, die Gebäude beherbergten anschliessend die Aussenstelle eines psychiatrischen Krankenhauses und dienen heute als offene Wohn- und Therapieeinrichtung, als Museum und als Gedenkstätte.

Die performative Aufführung der Publikation Notes for the Breitenau Room of The Workhouse in Reading different timelines liefern keine Analyse dessen, was Breitenau ist bzw. war, sondern unterbreitet Vorschläge zu der Frage, in welchen Bildern, Texten, Beschreibungen sich die Erzählungen über Breitenau mit den Utopien anderer sozialer Kämpfe an anderen Orten zu anderen Zeiten verknüpfen könnten: Welche Vorstellungen alternativer Bedingungen des Arbeitens und Lebens blitzen in den bruchstückhaften Biografien und Haftgründen der Korrigend_innen aus den Archiven Breitenaus auf und wie verhalten sich diese zum eigenen Arbeiten unter dem Vorzeichen, das “eigene Leben arbeitend in einen Konzern von Sinn und Stil zu verwandeln” (Katja Diefenbach)?
<