SIMONE SCHARDT
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KINOAPPARATOM
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UNTITLED (2002)
Marker auf Papier, 26.8 x 110 cm

Die Endloszeichnungen bergen verschiedene Deutungsabsichten in sich. Angefertigt auf einem Trägermaterial, das seine Erzählung und Be–Deutung mit sich führt, verschränken sich Sprache und Bild in Anhäufungen wissenschaftlicher und kultureller Artefakte: In ihnen werden Notationen von Versuchsanordnungen mit popkulturellen Fragmenten überlagert, schichten sich Naturauffassungen mit Manifestationen unbeschreiblicher Langeweile, akkumulieren sich Schriftzeichen zu Bildformationen. Aus ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit als Molekularbiologin resultierten zahlreiche Protokolle auf Endlospapier, deren Kurvenverlauf und akribische Notiz ihrer Randbedingungen Aufschluss geben sollten über
den Erfolg oder Misserfolg einer enzymatischen Reaktion. Diese Aufzeichnungen wurden einer zweiten Bearbeitung unterzogen. Kontrastiert durch Songfragmente, die sehr deutlich ein Begehren formulieren, beginnt nun die Trennung zwischen Subjekt und dem Gegenstand seiner Untersuchungen zu kollabieren: Nicht nur das forschende Subjekt blickt durch seine Instrumente des Erkenntnisgewinns – Mikroskope, Monitore, Reagenzgläser – auf das zu untersuchende Objekt, sondern das Objekt blickt zurück. Nicht nur die Betrachter/innen sehen ein Bild, sondern sie sind immer schon durch den dem Objekt inhärenten Blick erfasst. In dieser Doppelbelichtung wird die erkenntnistheoretische Anordnung, für die die diagrammatische Oberfläche der Zeichnungen steht, empfindlich gestört.